Sicherheit für Alle - Fahrtraining für Maschinisten


Bereits im Jahr 2000 wurde durch unsere Wehr das erste Fahrsicherheitstraining für die Maschinisten organisiert. Durchgeführt wird dieses Training nun alle zwei Jahre durch Ausbilder der TÜV - Akademie.

Gerade bei uns Feuerwehrmännern ist eine gute Ausbildung die halbe Miete. Jeder Kraftfahrer hat in der Regel die Zeit sich auf seine Fahrt vorzubereiten. Bei uns geht mitten in der Nacht, in der besten Phase des Tiefschlafes, der Pieper und dann gehts es los. Rein in die Klamotten, meistens noch mit dem PKW zu Gerätehaus, Umziehen und dann los mit dem Löschfahrzeug. Der physische Zustand des Fahres lässt in dieser Situation nicht unbedingt die besten Reaktionszeiten zu.

Dann die Fahrt zu Einsatzort, Kameraden die sich während der Fahrt noch anziehen, genörgel aus dem Mannschaftsraum, Funkdurchsagen, Anweisungen des Gruppenfü hrers und andere Verkehrsteilnehmer, die die Strasse für sich allein beanspruchen. Doch in genau diesen Situationen muss sich der Maschinist auf das wesentliche konzentrieren können - das Fahrzeug führen!

Allein die Umstellung vom PKW auf das Löschfahrzeug ist in Bezug auf Bremswege und Lenkverhalten enorm. Bei uns Freiwilligen fehlt manchmal die Praxis über mehrere Wochen, dazu kommt je nach Einsatzart muss ein anderes Fahrzeug mit ganz anderen Fahreigenschaften bewegt werden.

Die Aufgabenverteilung zwischen Gruppenführer und Maschinist muss ebenso stimmen. Der Maschinist hat sich auf die Strasse zu konzentrieren und nicht auf den Funk. Angaben bezüglich des Anfahrtsweges sind dann kurz und verständlich vom Gruppenführer an den Fahrer zu übermitteln. Nach Möglichkeit sollte der Maschinist nicht unnötig abgelenkt werden, der hat bei der Einsatzfahrt genug um die Ohren.


Parcours mit Hindernissen

Eine Ausbildung zum sicheren Fahrer beginnt natürlich mit einem Slalomparcours. Die Ausbilder der TÜV - Akademie haben selbst bei Slalomfahren schwierige Einlagen zu bieten. Da kriegt man über Funk solche Anweisungen wie: "Jetzt Halt, und den ganzen Parcours nach Spiegel rückwärts fahren!".

Das ist nicht nur eine Slalomstecke, nein da sind auch enge Kurven mit Kegeln abgesteckt, die es zu durchfahren gilt. Das Ganze wird mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gefahren. Was im Strassenverkehr vermieden werden soll, wird hier auf dem Parcours ausgetestet. Wenn die Vorderräder einen tiefen Heulton von sich geben, das Fahrzeug in der Kurve über die Vorderachse schiebt und trotzdem die Kegel stehen bleiben, dann hat man neue Erfahrungen gemacht.

Zwischenzeitlich werden von den Maschinisten die Fahrzeuge gewechselt um auch hier die unterschiedlichen Fahreigenschaften kennenzulernen. Wirklich jedes Löschfahrzeug zeigt andere Reaktionen auf gleiche Fahrmanöver.

Eine andere Aufgabe ist das Wenden in einem fest abgesteckten Quadrat, in möglichst wenig Zügen. Auch das ist Übungssache und besonders schwer mit der DLK23-12 zu fahren, da der Leiterpark einen so weiten Überstand nach vorn hat.


Bremsen will gelernt sein

Sehr viel Wert wird seitens der Ausbilder auf Bremsmanöver gelegt. So ist die richtige Gefahrenbremsung nicht für Jeden eine Selbstverständlichkeit. Das wird in sehr vielen Varianten gelernt. Dazu wird eine grosse Plane ausgelegt, welche permanent nass gehalten wird. Es beginnt mit einer Vollbremsung neben der Plane, auf nassem Asphalt. Danach wird dann die gleiche Prozedur auf der glatten Plane gefahren. Das sind Bremswege, da glaubt man nicht überhaupt zum stehen kommen zu können. Aber verschmutzte Strassen bei Regen bieten die gleiche Haftung.

Schwieriger wird es dann, wenn die Anfahrt auf die Plane nicht gerade erfolgt. Wer seitlich auf die Plane fährt und bremst bevor die Kurvenfliehkräfte wieder aussetzen, der dreht sich selbst mit ABS-Fahrzeugen schön um die eigene Achse.

Eine weitere Bremsübung ist das versetzte Befahren der Plane. Eine Fahrzeugseite auf Asphalt, die andere auf der Plane. Diese Situation ist besonders schwierig ohne ABS zu fahren, jedenfalls wenn das Fahrzeug dann in Fahrtrichtung verbleiben soll. Auch hier haben einige Kameraden erst einige Dreher machen müssen, um das richtige Verhalten in solchen Situationen zu erlernen.

Nach etlichen Versuchen geht das Trainung dann dazu über, auf der nassen Plane die Geschwindigkeit dem Bremsweg anzupassen. Dazu werden kleine Kegel als Hindernis aufgestellt und man muss so auf die Plane fahren, das man vor den Kegeln anhält. Niemand von uns hat sich vor der Ausbildung vorstellen können, welche gravierenden Unterschiede eine höhere Geschwindigkeit von nur 3 - 5 Km/h ausmachen.


Ausweichen ist eine gute Alternative

Richtig Bremsen zu können ist schon ein grosser Vorteil, bei den Bremswegen die ziemlich lang sein können, ist es manchmal wohl besser ein Ausweichmanöver zu fahren, als eine Kollision zu riskieren. Ein weiterer Fakt der durch die Ausbilder gelehrt wird, ist die richtige Blickführung des Kraftfahrers. Wenn man ausweichen will, muss man erst einmal wissen wohin man ausweichen kann oder sogar muss. Ein starrer Blick auf ein auftretendes Hindernis hilft lediglich dieses anzuvisieren und es auch zu treffen. Also ist das Erste der Blick nach einer möglichen Fahrstrecke.

Die Ausbilder bestehen auch hier wieder auf ihre nasse Plane, da das Üben mit entsprechendem Grip auf den Rädern nicht anspruchsvoll genug ist.

Auch hierbei gilt, ein ganz geringer Geschwindigkeitsunterschied hat enorme Auswirkungen auf das Fahrverhalten der L& ouml;schfahrzeuge. Inhalt der Ausbildung ist nicht nur das Ausweichen vor einem auftauchendem Hindernis. Es gilt vorher zu bremsen und das Fahrzeug trotz der fehlenden Strassenhaftung um das Hindernis herum zu lenken. Auch die Ausweichstrecke ist eng abgesteckt, was das ganze logischer Weise erheblich erschwert.

Wie bereits erwähnt werden immer wieder die Fahrzeuge untereinander gewechselt. So fährt man mal ein leichteres Fahrzeug, mal eines mit langem Radstand oder mal ein Fahrzeug ohne ABS. Letzteres erfordert bei diesen Übungen wieder eine ganz andere Fahrweise.


Ein bisschen Spass muss sein

Die Atmosphäre bei dieser Ausbildung ist so oder so eine ganz lockere. Hier und da kommt mal ein cooler Spruch, mal ein Witz. Langweilig ist diese Ausbildung bestimmt nicht.

Jeder Kamerad bringt natürlich eine Menge Elan mit zum Lehrgang, was es den Ausbildern denkbar erleichtert. Dafür lassen Sie sich auch was einfallen. Man fährt nicht alle Tage mit verdeckten Augen und geschützen Ohren Auto. Bei richtiger Abstimmung kann auch der Beifahrer durch gewisse Zeichen den Weg weisen.

Leider kann so eine Ausbildung nicht in der Woche gemacht werden. Man bekommt einfach nicht alle Kameraden zusammen. Ein Tag am Wochenende ist in dem Fall voll und ganz dem Fahrsicherheitstraining geopfert. Aber das Ergebnis dieser Ausbildung ist es allemal wert.

Wir können und müssen jeder anderen Feuerwehr so ein Fahrertraining nur nahelegen. Schliesslich und letztendlich verfolgen wir alle nur ein Ziel, vom Einsatz wieder Gesund nach Hause zu kommen.

Interessierte Feuerwehren sollten sich einfach an die TÜV - Akademie wenden.

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